Tipps und Hinweise
für die Zeit nach der Tagesklinik

Liebe Patientin, lieber Patient,

wir wissen, dass der Übergang vom strukturierten tagesklinischen Setting hin zum frei planbaren Tagesablauf eine Herausforderung sein kann. Daher möchten wir Ihnen einige Tipps für die erste Zeit nach Ihrem tagesklinischen Aufenthalt mit an die Hand geben.

Hinweise zur Selbstfürsorge und Resilienz

Im Folgenden sind die zehn Pfade zur Steigerung der psychischen Widerstandsfähigkeit aufgeführt, die im Jahr 2020 von der American Psychological Association wie folgt beschrieben wurden:

Kultivieren Sie zwischenmenschliche Beziehungen, indem Sie aktiv soziale Kontakte knüpfen. Die Annahme von Hilfe und die Unterstützung anderer stärken die eigene Widerstandskraft.

Stellen Sie sich vor, dass Situationen oft einfach gegeben sind und keine unüberwindbaren Probleme darstellen. Eine positive Perspektive kann dazu beitragen, Krisen zu bewältigen.

Erlangen Sie ein Bewusstsein dafür, dass Veränderungen ein natürlicher Bestandteil des Lebens sind. In widrigen Umständen können bestimmte Ziele möglicherweise nicht erreicht werden. Akzeptieren Sie unveränderliche Umstände und fokussieren Sie sich auf das, was beeinflusst werden kann. Setzen Sie sich täglich kleine Ziele.

Formulieren Sie realistische und erreichbare Ziele und planen Sie deren Umsetzung täglich. Die Vorlage "Meine Wochenplanung" kann Ihnen dabei helfen.

Ergreifen Sie die Initiative und bewältigen Sie Ihre Probleme mit Entschlossenheit.

Suchen Sie aktiv nach Möglichkeiten, mehr über sich selbst zu erfahren. Vielleicht erkennen Sie, dass Sie in schwierigen Situationen gewachsen sind. Viele Menschen, die schwierige Zeiten durchgestanden haben, berichten im Anschluss von vertieften Beziehungen und einem gesteigerten Gefühl von Stärke. Trotz empfundener Verletzlichkeit entwickeln sie oft ein gestärktes Selbstwertgefühl und eine tiefere Wertschätzung für das Leben.

Vertrauen Sie in Ihre Fähigkeiten, Probleme zu lösen, und in Ihre Instinkte.

Behalten Sie langfristige Perspektiven im Auge und betrachten Sie die Gesamtheit der Gegebenheiten.

Wenn Sie Ihre Gedanken positiv formulieren, wird es leichter sein, Ihre Zeile zu erreichen.

Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse und Gefühle. Engagieren Sie sich in Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten und entspannen Sie sich bewusst. Regelmäßige körperliche Bewegung stärkt nicht nur den Körper, sondern trägt auch dazu bei, dass Sie besser mit herausfordernden Situationen umgehen können.

Praktische Tipps und Strategien

um den Übergang vom strukturierten Klinikumfeld zur selbstständigen Bewältigung im häuslichen Setting zu erleichtern

Wir empfehlen Ihnen einen Wochenplan für sich zu gestalten, bei dem Sie darauf achten, eine Balance in die Aktivitäten des Tages zu bringen.Nehmen Sie sich nicht zu viel oder zu wenig vor. Positive mit Freude besetzte Tätigkeiten und Energie zehrende Tätigkeiten sollten sich die Waage halten bzw. die positiven Tätigkeiten sollten überwiegen. Vielen Menschen fällt die Planung schwer.

Um langfristig Erfolge in der Planung zu erlangen, sollten Sie am Ende jedes Tages überprüfen wie Ihnen die Aufgaben von der Hand gegangen sind und diese mit einem Plus für positiv, einem Minus für negativ oder einem Kreis für neutral versehen. Notieren Sie sich bitte ebenfalls, was Ihnen besonders gut gelungen ist oder was Sie besonders belastet hat.

zur Vorlage "Meine Wochenplanung"

Dadurch können Sie langfristig bessere Planungen für sich vornehmen und die Balance in eine positive Richtung entwickeln. Der Erkenntnisgewinn sagt aus, was Ihnen guttut und was sie schwächt. Diese Überprüfung empfehlen wir Ihnen am Ende jedes Tages. Die nicht ausgeführten Tätigkeiten streichen Sie durch und achten bei der nächsten Wochenplanung darauf, dass Sie sich nicht zu viel planen.

Frühwarnzeichen von psychischen Erkrankungen

Die Frühwarnzeichen einer psychischen Erkrankung variieren von Person zu Person und sind nicht auf eine bestimmte Diagnose beschränkt. Es gibt verschiedene Anzeichen, die als relevant gelten können und auf eine sich entwickelnde Krise hinweisen:

  • Innere Unruhe, Überaktivität
  • Reizbarkeit
  • Entscheidungsschwierigkeiten
  • Fahrigkeit
  • Morgentief, Stimmungsabfall
  • Sozialer Rückzug
  • Grübeln, Misstrauen
  • Vernachlässigung der Körperhygiene
  • Schlafstörungen

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Anzeichen individuell unterschiedlich ausgeprägt sein können und bei verschiedenen Menschen unterschiedlich wahrgenommen werden. Wenn Sie eines oder mehrere dieser Anzeichen bei sich bemerken, könnte es hilfreich sein, dies mit Ihrem Behandlungsteam zu besprechen, um angemessene Unterstützung zu erhalten.

Effektive Strategien zur Bewältigung erster Anzeichen von Belastung

Es gibt bewährte Methoden, um die ersten Anzeichen einer möglichen Belastung zu reduzieren und somit das psychische Wohlbefinden zu stabilisieren. Im Folgenden finden Sie Empfehlungen basierend auf den zuvor genannten Frühwarnzeichen und Frühsymptomen:

Gönnen Sie sich täglich zwei Spaziergänge von jeweils 30 Minuten.

Engagieren Sie sich in aktivierenden Tätigkeiten wie Spazierengehen, Hausarbeit, Telefonieren oder anderen Dingen, die Sie gerne machen.

Planen Sie sich bewusst Pausen und gönnen Sie sich Momente der Ruhe. Sie sollten sich immer nur auf eine Aufgabe zur gleichen Zeit konzentrieren und erst eine neue Aktivität starten, wenn die vorherige abgeschlossen ist.

Regulieren Sie Ihre Schlafgewohnheiten und halten Sie Ihren Tages- und Nachtrhythmus ein.

Regelmäßige Schlafenszeit: Stehen Sie jeden Tag zur gleichen Zeit auf, um einen stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus zu etablieren.

  • Komfortables Bett: Schlafen Sie in einem gemütlichen Bett, das Ihren Schlaf unterstützt.
  • Dunkles Schlafzimmer: Abdunkeln des Schlafzimmers fördert erholsamen Schlaf.
  • Schlafen, wenn müde: Gehen Sie nur schlafen, wenn Sie wirklich müde sind, um effektiven Schlaf zu gewährleisten.
  • Moderater Sport: Betreiben Sie regelmäßig Sport, aber vermeiden Sie belastenden Sport am Abend.
  • Entspannungsrituale: Führen Sie vor dem Zubettgehen Entspannungsrituale durch, wie z.B. 30 Minuten Meditation.
  • Verzicht auf Koffein: Meiden Sie koffeinhaltige Getränke mindestens vier Stunden vor dem Zubettgehen.
  • Verzicht auf Nikotin: Vermeiden Sie das Rauchen kurz vor dem Schlafen.
  • Mittagsschlaf vermeiden: Verzichten Sie auf längere Mittagsschläfchen, um den nächtlichen Schlaf nicht zu beeinträchtigen.
  • Aktivität bei Schlafproblemen: Stehen Sie auf oder lesen, wenn Sie nicht einschlafen können.
  • Vermeiden Sie den Blick auf die Uhr: Schauen Sie beim Einschlafen nicht auf die Uhr, um Zeitdruck zu vermeiden.

Minimieren Sie emotionale Belastungen und komplexe äußere Reize. Vermeiden Sie beispielsweise Konflikte, beschränken Sie soziale Treffen auf eine Person zur gleichen Zeit und meiden Sie überstimulierende Umgebungen wie Einkaufszentren. Reduzieren Sie die Nutzung von Radio- und Fernsehgeräten.

Suchen Sie Ablenkung, zum Beispiel durch Unternehmungen oder Telefonate.

Hören Sie aktiv zu, wenn andere mit Ihnen sprechen.

Lassen Sie etwas Zeit vergehen, bevor Sie handeln. Nutzen Sie Techniken, um sich zu beruhigen, die Sie bei uns gelernt haben: Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Meditation geben Ihnen mehr Ruhe und Gelassenheit.

Schon kleine Aktivitäten helfen, sich zu entspannen: zum Beispiel Musik hören, Lesen, Spazieren gehen, Baden, Sport treiben oder einen Konzertbesuch.

Führen Sie Entspannungsübungen durch.

Sollten die Frühwarnzeichen verstärkt auftreten oder Ihre Stimmung erheblich abfallen, empfehle wir Ihnen, das Gespräch mit einer vertrauten Person zu suchen, sei es Ihr Arzt, Therapeut oder eine nahestehende Bezugsperson.

Weiterführende Hinweise

  • Telefonseelsorgeeinrichtungen
  • Psychosoziale Beratungsstellen, auch für Personen mit Suchterkrankungen
  • Psychosoziale Beratungsstellen an Arbeits- und Gesundheitsämtern

Nennenswerte Homepages für psychisch erkrankte Menschen, die eine Unterstützung darstellen können, werden im Folgenden aufgeführt:

Auf der Homepage des Kreises Höxter finden Sie alle im Kreis zur Verfügung stehenden Selbsthilfegruppen.

Auch nach Abschluss der tagesklinischen Behandlung leiden viele Patienten noch unter Antriebsstörungen, Rückzugstendenzen und sozialer Isolation. Die Kontaktaufnahme zu ehemaligen Mitpatienten und Selbsthilfegruppen können bereits aus der Tagesklinik angeregt werden. Zurückgezogen lebende Patienten können nach der Entlassung die erlernten Aktivitäten im häuslichen Setting fortführen.
Die Teilnahme an Kursen in Volkshochschulen und Sportvereinen kann es erleichtern Kontakte zu knüpfen.
Auch ehrenamtliche Tätigkeiten können neue soziale Kontakte ermöglichen.

Die Regelungen zur ambulanten psychiatrischen Pflege sind im §37 des SGB V festgelegt. Patienten können von diesen Diensten unterstützt werden:

Selbsthilfegruppe Angehörige psychisch Kranker

E-Mail: apkev.kreishx@gmx.de

Telefonnummer: 05233 7201

Ansprechpartnerinnen:
Bettina Junghanns und Karin Volkhausen


Die Selbsthilfegruppe Angehörige psychisch Kranker des Kreises Höxter trifft sich vorübergehend im Pfarrsaal der Kirchengemeinde „zum verklärten Christus“ in der Von-Galen-Straße in Bad Driburg.
Die Treffen beginnen jeden 2. Donnerstag im Monat um 18 Uhr. Um Voranmeldung wird bis einen Tag vorher gebeten.

Abschließende Gedanken und Ermutigungen

Wir wünschen Ihnen, dass Sie die bei uns erlernten Fähigkeiten langfristig mit in Ihren Alltag integrieren können. Vergessen Sie bitte nicht, dass Sie den richtigen Weg, trotz eventueller kleiner Abweichungen immer wieder einschlagen können. Wir wünschen Ihnen alles erdenklich Gute!

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